“Nicht was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus” (Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach)
Aufbruch ins Ungewisse
Nach dem Ende meines Studiums tat ich, was man eben tut, ich machte mich auf die Suche nach einem Job.
Damals war es nicht so einfach, einen passenden Job zu finden.
Also weitete ich meine Suche auf ganz Deutschland aus.
Ich bekam ein interessantes Jobangebot von einem Windenergieanlagenhersteller in Ostfriesland, das ich nach Abwägung aller möglichen Fakten annahm.
Eine Wohnung zu finden war nicht allzu schwierig und so mietete ich einen 7,5t-LKW und zog mit Sack und Pack von München nach Ostfriesland.
Ich war offen und neugierig und gespannt … und mir war mulmig, was ich aber zur Seite schob.
Das Ganze stellte sich als komplette Fehlentscheidung heraus, wofür es viele Gründe gab!
Ein halbes Jahr später zog ich die Notbremse! Ich kündigte, packte meine Sachen wieder in einen 7,5t-LKW und konnte bei meinen Eltern (bei Stuttgart) unterkommen.
Kennen Sie das? Sie stellen fest, dass eine Entscheidung, die Sie in der Vergangenheit getroffen haben sich als ‚falsch‘ erweist?
Geht es Ihnen dann wie mir damals?
Ich war “am Boden zerstört”!
Der falsche Umgang mit Fehlern – Die Abwärtsspirale:
Ich machte mir Vorwürfe vom Feinsten!:
- Wie konnte ich nur so eine Fehlentscheidung treffen?
- Ich hätte es doch besser wissen müssen!
- Ich hatte doch schon gespürt, dass etwas nicht stimmt!
- Warum habe ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört?
- Mir war doch damals schon mulmig!
- Was bin ich nur für ein Versager und warum schaffe ich es nicht, mich durchzubeißen!
- All‘ dieser Aufwand für nichts!
- Wie stehe ich jetzt da vor den Anderen?
Mein Selbstabwertungsmechanismus war in vollem Gange.
Es ratterte und ratterte in meinen Gehirnwindungen, was dazu führte, dass mein ohnehin angeknackstes Selbstbewusstsein endgültig gegen Null tendierte.
Mein Auftritt bei Vorstellungsgesprächen war unterirdisch, ich hatte meinen Selbstwert verloren und konnte nicht mehr überzeugen.
Meine Rettung damals war ein Jobangebot eines meiner früheren Arbeitgeber als temporäre Sachbearbeiterin.
Das entsprach zwar nicht meinem Studienabschluss, aber es war zumindest eine Chance.
Ich konnte mich einbringen, konnte beweisen, dass ich ‚etwas‘ kann, dann ging es wieder bergauf, zumindest für einige Jahre.
Wichtig: Mit Fehlern richtig umgehen können
Das Ganze hätte ich mir auch sparen können!
Was brachte es mir ein, mich selbst fertig zu machen …
… durch diese immer gleichen Vorwürfe an mich selbst?
… durch dieses Hadern mit einer Entscheidung in der Vergangenheit?
… durch diesen absoluten Anspruch, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen?
… durch meine Unterwerfung gegenüber meinen Zielen und Vorstellungen?
Bin ich nichts wert, nur weil ich eine Fehlentscheidung getroffen habe?
Bin ich nichts wert nur weil ich ein Ziel nicht erreicht habe?
Wir schaffen es tagtäglich, uns unseren Zielen und Urteilen zu unterwerfen, wenn etwas schief läuft sind wir die Meister darin, uns selbst runter zu machen.
Je mehr wir das tun, umso mehr schwächen wir uns selbst!
Was wir haben ist die Sicherheit, dass wir für unsere Fehler vor allem uns selbst abstrafen!
Übrigens: Haben Sie schon mein Video zum Thema „Unterwerfung oder Freiheit” gesehen? Schauen Sie mal rein:
Umgang mit Fehlern – Unterwerfung oder Freiheit
Was wir brauchen ist die Sicherheit, dass wir gut mit uns umgehen, wenn wir Fehler machen!
Aus dieser Perspektive heraus hätte ich damals mit großem Selbstbewusstsein mich selbst anerkennen und wertschätzen können für…
… den Mut, den ich bewies durch meine Entscheidung, nach Ostfriesland zu gehen
… meine Fähigkeit, zwei Umzüge zu organisieren und mit einem 7,5t-LKW quer durch Deutschland zu fahren
… meine Einsicht, dass das hier keinen Sinn machte und die Courage, die Notbremse zu ziehen
… meinen Mut, lieber ohne Job dazustehen, als mit einem Job, der mich in einen Burnout oder Boreout getrieben hätte
Ich hätte dankbar sein können für…
… die Unterstützung meiner Eltern und ihr Angebot, bei ihnen kurzfristig Unterschlupf zu finden
… die Erfahrung, die ich machen durfte
… die Erkenntnisse, die ich gewonnen habe
… die Tatsache, dass ich mich selbst besser kennen lernen durfte
… die Chance zur Weiterentwicklung, die sich mir eröffnete
… und noch Vieles mehr
Mein Wert definiert sich nicht über Entscheidungen, die sich als ‚richtig‘ erweisen oder über Ziele, die ich erreiche.
Mein Wert definiert sich über meinen Umgang mit meinen Entscheidungen und mit mir selbst.
Allein die Tatsache, dass ich da bin stellt schon einen unschätzbaren Wert dar, denn ich bin einzigartig, genau wie Sie auch!
Unterwerfung oder Freiheit: Reaktionen
Finden Sie, dass ich mich damit selbst beweihräuchere?
Manchmal höre ich solche Aussagen wie “Ich muss doch Leistung bringen!” “Ich muss doch meine Ziele erreichen!”, oder “Ich muss alles tun, um meinen Job gut zu machen!” und so weiter.
Meine Antwort: “Ja, klar, tun Sie das!” … was aber tun Sie, wenn es nicht klappt, wenn Sie etwas nicht schaffen, wenn etwas schiefgeht?
Unterwerfung oder Freiheit?
Unterwerfen Sie sich Ihren eigenen Selbstabwertungsmechanismen oder entscheiden Sie sich dafür, das Beste in sich selbst zu sehen?
Ihre Entscheidung!
Ich freue mich auf Ihre Kommentare und wie immer über lebhafte Diskussionen!
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Angelika Mändle