Leben Sie noch oder funktionieren Sie schon?
Haben Sie nicht “eigentlich” schon genug zu tun… auch ohne die vielen Weihnachtsvorbereitungen? Würden Sie diesen Perfektionismus ablegen um sich besser zu fühlen?
Gerade erlebe ich es wieder überall um mich herum: Jeder hat sooo viel und noch mehr zu tun und zu erledigen. Die Liste dessen, was noch vor Weihnachten abgearbeitet, besorgt, erledigt werden muss wird länger und länger. Weihnachtsgeschenke müssen besorgt werden, “DAS RICHTIGE” für jeden gefunden werden. Dazu kommen die Weihnachtsfeiern, die Weihnachtsdekoration, der Anspruch, mit seinen Lieben eine schöne Zeit zu verbringen und natürlich ist es ein Muss, über den Weihnachtsmarkt zu schlendern, die Atmosphäre zu genießen, Glühwein oder Punsch zu trinken und die Seele baumeln zu lassen.
Alles soll perfekt sein, so wie man sich das vorstellt, so wie es die Werbung mit den schönen anheimelnden Bildern uns suggerieren will.
Jetzt, vor Weihnachten stecken wir besonders gerne in dieser kolossalen Klemme fest, denn alles soll perfekt sein!
Wussten Sie schon, dass außer Stress und Arbeitsbelastung auch Perfektionismus als Ursachen für Burnout diskutiert werden?
Alles soll perfekt sein! Was für ein Ziel!
Alles muss erledigt werden und wehe wenn die Zeit vergeht und wir merken, wir schaffen nicht alles. Dann legen wir einen Zahn zu, arbeiten länger, arbeiten mehr, nehmen den Abend noch dazu, schlafen weniger und tun alles, um nur ja auch alles zu schaffen, dass wir es an den Feiertagen schön haben, dass unsere Lieben sich wohl fühlen. Es ist ja nicht mehr so lang hin bis zu den Feiertagen. Wenn Sie genau so ein Gefühl haben, sollen Sie darüber nachdenken, diesen Perfektionismus abzulegen.
Dann können wir uns ausruhen! “Während der Feiertage ist so richtig viel Zeit dafür. Bis dahin schaffe ich es, das halte ich durch! Nur jetzt dranbleiben, dass auch wirklich alles perfekt ist. Nur wenn alles perfekt ist kann ich das Fest auch so richtig genießen!”
Kennen Sie das? Geht es Ihnen vielleicht auch so?
Perfektionismus ablegen: Die “Wenn-Dann-Falle”
Lassen Sie sich diesen Satz nochmal auf der Zunge zergehen: “Wenn alles perfekt ist, kann ich das Fest so richtig genießen!”
Ich liebe die “Wenn-Dann-Falle”! Wo immer sie mir begegnet, auch und vor allem bei mir selbst, habe ich einen klaren Indikator dafür, dass etwas schiefläuft. Mein ganz persönlicher Anspruch ist, dass ich das Leben feiern und genießen will. WENN ich aber in der “Wenn-Dann-Falle” stecke schiebe ich das Leben und das Genießen auf – DANN kann ich erst zu einem späteren Zeitpunkt Leben und Genießen, nicht jetzt, denn das “WENN” steht dazwischen und sorgt dafür, dass ich so lange funktioniere bis das “DANN” erreicht ist.
Blöd nur, dass das “WENN” sich überall einschleicht, auch “WENN” das “DANN” erreicht ist. Es wird zum Selbstläufer, wir funktionieren tatsächlich nur noch und hängen im Hamsterrad, lesen Sie weiter wenn Sie diesen Perfektionismus ablegen wollen.
Dazu kommt dann noch der Perfektionismus, den wir uns auferlegt haben, der aber niemals zu erreichen ist!
Was ein Dilemma! Kein Wunder, dass bei vielen Menschen Erschöpfungszustände bis hin zum Burn-out auftreten.
“Durchhalten” nehmen viele als Devise speziell für die Zeit vor den Feiertagen, vor dem Jahreswechsel.
Das ist natürlich ein Weg, um diese Zeit zu erleben: Durchhalten, rennen, erledigen, funktionieren.
WENN das für Sie erstrebenswert ist, DANN machen Sie weiter so!
… und das meine ich wie ich es schreibe! Ich maße mir nicht an, Sie für Ihre Art zu leben zu verurteilen. Im Gegenteil!
Ich möchte Ihnen nur einen Impuls geben, kurz STOPP zu sagen und sich zu überlegen, ob Sie funktionieren um des Funktionierens willen oder ob Sie das was Sie gerade tun mit Spaß und Freude machen.
Treffen Sie eine bewusste Entscheidung? Wollen Sie all das genau so?
Wenn ja – super klasse, herzlichen Glückwunsch! Leben Sie Ihr bewusstes Leben weiter, ich bin mir sicher, Sie habe Spaß und Freude daran.
Wenn Sie jetzt aber feststellen, dass Sie zurzeit nur funktionieren, aber keinerlei Spaß und Freude dabei empfinden, lesen Sie weiter …
Herzlichen Glückwunsch! – Sie haben schon den allerwichtigsten Schritt getan! Sie haben gemerkt, dass Sie nur noch funktionieren und irgendetwas in Ihnen will das nicht mehr – Sie wollen diesen Perfektionismus ablegen?!
Die WENN-DANN-FALLE ist nicht nur dazu da, uns ständig am Funktionieren zu halten, sie führt auch dazu, dass DANN, WENN wir alles erledigt haben, alles perfekt ist keine Freude aufkommen kann. Das liegt daran, dass wir daran gewöhnt sind zu funktionieren.
Freude, Dankbarkeit, Genuss wollen trainiert werden!
5 Fragen, die Sie sich unbedingt stellen müssen, um Perfektionismus abzulegen
- Wann haben Sie sich zuletzt so richtig gefreut?
- Wie lange hat die Freude angehalten?
- Wann haben Sie sich zuletzt zutiefst zufrieden und entspannt gefühlt?
- Treffen Sie bewusste Entscheidungen?
- Wann haben Sie sich zuletzt gegönnt, einfach nur dazusitzen und nichts zu tun, einfach nur zu sein?
All das könnten Sie sich doch heute einfach einmal gönnen – oder nicht?
Bei mir steht seit einigen Wochen so Einiges Kopf. Bei meiner Mutter (90 Jahre alt) wurde ein Mundhöhlen Karzinom festgestellt und ihre schon mehrfach operierte linke Hüfte kugelt ständig aus. Der heutige Spezialisierungsfokus der Kliniken führt dazu, dass in einer Klinik die eine Sache behandelt werden kann, aber nicht die andere – und umgekehrt.
Um für meine Mutter eine vernünftige Versorgung hinzubekommen heißt es, flexibel zu bleiben und ständig neue Situationen zu bewerten, zu organisieren und vor allem eine Versorgung hinzubekommen, mit der sie sich einigermaßen wohl fühlt. Ich habe diese Woche jeden Tag fast die Hälfte meiner Arbeitszeit mit Telefonieren, Organisieren, Abklären usw. verbracht.
Ich habe keine Ahnung, wie lange meine Mutter noch zu leben hat, möchte diese Zeit für sie aber so angenehm wie möglich gestalten. Das heißt, so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Und ich möchte Zeit mit ihr verbringen, Zeit die nur ihr und mir gehört – Aufmerksamkeit!
All das stellt mein Leben gerade ziemlich auf den Kopf und – ganz ehrlich – das ist gut so!
Meine Krisenintelligenz läuft auf Hochtouren und wird gerade wieder um einige Aspekte weiter und reicher!
Perfektionismus ist nämlich – wie alles andere auch – eine Frage der Perspektive.
Wir können uns immer wieder neu entscheiden, worin wir perfekt sein wollen.
Ich strebe ebenfalls nach Perfektionismus! – zur Zeit strebe ich nach Perfektionismus darin, diese verrückte Zeit zu genießen, bewusst zu erleben und gut für mich zu sorgen.
Mir soll es “perfekt” gut gehen! Ich lebe und genieße und feiere das Leben!
Wundern Sie sich gerade, wie das gehen soll?
All dieses Funktionieren und Erledigen habe ich auch, es ist aber zweitrangig! An erster Stelle stehe – Ich – ! Ich frage mich mehrmals täglich, ob das was ich gerade tue und wie ich es tue gut für mich ist, ob es dazu führt, dass es mir gut geht.
Wenn nicht, finde ich Wege, es anders zu tun. Manchmal reicht schon eine Erkenntnis, z.B. dass ich von der Verbissenheit in die Leichtigkeit gehe oder dass ich bewusst aus meinem Gedankenkarussell aussteige und diese Sekunde / Minute jetzt gerade bewusst genieße.
Ich bin ja eine Freundin des Spielens und Experimentierens, daher kommt mein Tipp für heute:
Schauen Sie sich Ihre To-Do-Liste für die Zeit bis zum 31. Dezember 2019 nochmals genau an!
Perfektionismus ablegen: Streichen Sie die Hälfte Ihrer To-Dos durch!
Stellen Sie sicher, dass von dem was übrig bleibt mindestens 60 % Dinge sind, die Ihnen Spaß und Freude bereiten.
Was das bringt?
Wahrscheinlich erst einmal Frust, weil Sie Ihre bisherige Sichtweise von Perfektionismus aufgeben.
Dann könnte noch ein schlechtes Gewissen kommen und Schuldgefühle Ihnen selbst und anderen gegenüber, weil Sie plötzlich nicht so funktionieren wie bisher.
- Vielleicht ist da aber auch ein Gefühl von Freiheit oder Befreiung?
- Vielleicht kommt auch noch mehr Spaß und Freude an den To-Dos, die Sie nicht gestrichen haben, denn Sie haben mehr Zeit dafür?
- Vielleicht geht es Ihnen besser?
- Vielleicht sind Sie nicht mehr so gestresst?
- Vielleicht können Sie die Vorweihnachts- und Weihnachtszeit viel mehr genießen?
- Vielleicht …
Ich freue mich sehr, wenn Sie diese Liste weiterführen.
Lassen Sie mich doch einfach wissen, wie es Ihnen mit dieser kleinen Übung geht.
Eine genussreiche und erlebnisreiche besinnliche Zeit wünsche Ich Ihnen.
Ihre Angelika Mändle